Schulkinder

Liebe Partner

Es ist für uns ein Privileg, Ihnen einen ganz normalen Sommer- Rundbrief präsentieren zu können nach den zwei Jahren Ausnahmezustand durch die Pandemie. Wir freuen uns auf das neue Schuljahr, das soeben begonnen hat. Die Kinder können wieder normal miteinander umgehen, lernen und spielen und wir werden wieder all unsere Aktivitäten und Programme ohne Einschränkungen durchführen. Wir vertrauen darauf, dass die allgemeine Herdenimmunität keine Covid-Massnahmen mehr erfordern werden. Hier folgt ein Rückblick auf die letzten Monate:

MÄRZ – APRIL

Im März wurden vom 21. bis 26. die Jahresschlussprüfungen durchgeführt und die Ergebnisse am 1. April bekannt gegeben. Aufgrund der Ergebnisse wurden die Kinder in die nächsten Klassen befördert. Vom 4. bis 23. April wurden neue Kinder aufgenommen und für das neue Schuljahr im Juli 2022 eingeschrieben.

MAI

Vom 10. bis 14. Mai führten wir unser Sommercamp in unseren 3 Schulzentren durch. Die Kinder hatten während der fünf Tage eine Vielzahl von Aktivitäten. Sie nahmen an Spielen und Aktionsliedern teil, hörten Gleichnisse und Geschichten. Am meisten Spaß machten ihnen aber die Mal- und Bastelkurse.

Kinder im Summer camp
Schulhaus

JUNI

In diesem Monat sind Ferien. Die Schulen sind geschlossen und auch die Mitarbeiter haben frei. Die meisten Lehrer verbringen diese Zeit bei ihren Verwandten in anderen Landesgegenden. Ich möchte bei dieser Gelegenheit unseren Lehrpersonen ein Kränzchen winden. Das Leben in diesen abgelegenen Dörfern ist nicht einfach. Die Sommer sind extrem heiß und die Winter bitterkalt, ihre Häuser nicht isoliert. Während der Monsunzeit kommt es zu Überschwemmungen. Schlangen und Skorpione sind dann besonders häufig, ebenso wie Mücken, die Malaria und andere Krank-heiten übertragen. Die Entfernungen zu den lokalen Einkaufsmöglichkeiten und medizinischen Einrichtungen sind gross. Die Lehrer nehmen einiges in Kauf, um ihr Herzensanliegen umzusetzen, den Menschen in unterentwickelten Gegenden zu helfen. Dafür sind wir ihnen sehr dankbar!

Die Mitarbeiter von Precious Hands in Shankargarh haben im Juni einen grossen ausserplanmässigen Einsatz geleistet: Das Schulhaus war in einem schlechten Zustand. Es musste repariert werden und brauchte ein neues Dach. Diese Arbeiten konnten nur während den langen Sommerferien durchgeführt werden. So arbeiteten sie intensiv in der grössten Hitze, um die Renovation rechtzeitig fertigzustellen: Wände wurden repariert, ein neues Dach aufgesetzt und ein neuer Fußboden verlegt. All dies musste vor der Monsunzeit und vor der Eröffnung anfangs Juli erledigt werden.

JULI

Der Start in allen drei Precious Hands Schulen ist gelungen. Wir haben das neue Schuljahr 22/23 angefangen. Wir hoffen sehr, dass wir einiges von dem was in der Pandemie nicht bearbeitet werden konnte, aufholen können. Es bleibt unser Anliegen, den Kindern eine optimale, ganzheitliche Ausbildung zu gewährleisten, in der sie eine gute Grundlage, Freude am Lernen und Lust auf mehr Ausbildung bekommen.

Schulhaus

SCHLUSSPUNKT DER LEITERIN

In den vergangenen Jahren hatte ich das Privileg, die Arbeit der Precious Hands Schulen zu leiten und mit den Mitarbeitern und Kindern zusammenzuarbeiten. Durch das Kinderpatenschafts-Programm konnten Hunderte von Kindern die Grundschule besuchen und ihre Ausbildung fortsetzen. Wir konnten gefährdete Kinder mit Aufklärungsprogrammen über Kindesmissbrauch, häusliche Gewalt und Kinderarbeit erreichen. Wir haben mit den Kindern auch im Bereich Gesundheit und Hygiene gearbeitet und sie jährlich medizinisch untersucht. In der Pandemie haben wir neben dem angepassten «Handy-Unterricht» Kinder und Eltern mit den vorbeugenden Massnahmen bekannt gemacht und vielen auch mit Lebensmitteln über die grösste Not hinweggeholfen. Eine der wichtigsten Lektionen, die ich gelernt habe, ist, niemals aufzugeben. Bildungs- und Entwicklungsarbeit unter Kindern ist kein Schnellschuss, sondern braucht einen langen Atem. Es braucht Jahre, in denen man die Saat sät, sie bewässert und dann darauf vertraut, dass Frucht entsteht. Eine der größten Belohnungen ist es, wenn man Jahre später Kinder trifft und hört, wie sie ihre Ausbildung fortsetzten und nun Mitglieder der Gesellschaft sind die ihren Mann/ ihre Frau stehen und ihre Familie durch ihren Lohn versorgen und weiterbringen können. Ein solches Beispiel möchte Ihnen hier erzählen. Ich hatte einen Zug von Prayagraj nach Neu-Delhi bestiegen und machte es mir auf meinem Sitz bequem. Der Schaffner prüfte unsere Fahrkarten und die Sitzplatznummern. Da kommt plötzlich ein junger Mann auf mich zu und bedankt sich bei mir für meine Hilfe. Ich konnte mich nicht mehr an ihn erinnern, er sich aber an mich schon und er fing an zu erzählen. Er sagte, er sei vor vielen Jahren Schüler der Baithakwa-Schule gewesen. Nachdem er unsere Schule verlassen hatte, setzte er seine Ausbildung fort und konnte einen guten Abschluss machen. Er bewarb sich um eine Stelle bei der Bahn und wurde angenommen. Er arbeitet nun als einer der Kondukteure auf dieser Bahnlinie. Das ist eine angesehene Arbeitsstelle. Er ist verheiratet und hat eine Familie. Er erzählte begeistert, dass dies alles nur möglich war dank der Schule in seinem Dorf. Das gab ihm die Chance aus dem hoffnungslosen Dorfalltag auszubrechen. Seine Eltern gingen nie zur Schule, können weder lesen noch schreiben und bleiben Tagelöhner. Er war das erste Kind in der Familie, das eine Ausbildung erhielt. Jetzt kann er seine eigene Familie und ein wenig auch seine Eltern unterstützen. – Ein einzelnes Schicksal, das durch Precious Hands, und da-mit auch durch Sie, verändert wurde. Und dieser Mann ist längst nicht der Einzige.

Liebe Partner, dank Ihrer Partnerschaft und Unterstützung in Vergangenheit und Gegenwart sind wir in der Lage, in das Leben von Kindern zu investieren und ihnen Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben. Wir sind Ihnen sehr dankbar für diese Unterstützung!

Neha Arora

Projekt-Koordinatorin der Precious Hands Schulen